Weißtanne als Mischbaumart

Weißtanne unter Schirm

Nach Kyrill haben wir etwa ab dem Jahr 2012 begonnen Weißtannen als Mischbaumart unter Fichten Althölzer einzubringen.

Warum Weißtanne?

Nach Kyrill war im Prinzip klar, dass es mit der Fichte als dominierender Baumart in Zukunft nicht weitergehen würde können. Was also macht als Mischbaumart Sinn? Im Prinzip wollen wir unseren Nadelholzanteil (im Revier Brabecke bei etwa 67%) gerne halten. Allerdings auf mehr Baumarten verteilt als in der Vergangenheit. Letztlich wollen wir auch in Zukunft Holz produzieren, was wirtschaftlich verwertet werden kann. Nadelholz bleibt also wichtig.

Die Weißtanne als heimische Baumart ist durch ihre Pfahlwurzel im Klimawandel geeignet, kann sehr gut in der Mischung wachsen, da sie in der Jugend mit wenig Licht auskommt und hat vergleichbare Nutzungsmöglichkeiten wie die Fichte. Nachteil ist sicherlich ihre Beliebtheit beim Wild, was den Erfolg des einbringens vielerorts gefährdet und gewissen Zusatzaufwand bei der Verarbeitung in den Sägewerken.

Weißtanne zwischen Fichten Naturverjüngung

Wie bringen wir die Weißtanne ein?

Das Konzept bei uns war, durch einzelne Weißtannen im ganzen Revier verteilt Samenbäume für die übernächste Waldgeneration zu erhalten. Gepflanzt wurden jeweils 300 Pflanzen im Abstand 2×2 Meter. Insgesamt 80 solcher Gruppen im gesamten Revier verteilt. Zunächst komplett ohne Schutz, einige Jahre später wurden dann pro Gruppe 5 Tannen mit Netzhüllen versehen. So haben wir jeweils die Kontrolle, in welchen Bereichen das Wild die Tannen durch Verbiss ausbremst, und wo evtl. die Lichtverhältnisse oder sonstige Einflüsse das Wachstum hemmen.

Weißtanne und Rehwild

Rehwild als Konzentrat Selektierer liebt seltene Leckerbissen. So, wie wir die Weißtannen ausgebracht haben, in relativ kleiner Stückzahl, sind sie ein absolutes Ziel für jedes Reh. Insbesondere die Monate Januar bis März sind die Terminaltriebe der Tannen verbissgefährdet. Unser Ziel ist daher den Rehwildbestand in diesen Monaten möglichst niedrig zu haben. Aufgrund des in der Zeit knappen Nahrungsangebotes, ist dies biologisch auch geboten. Das bedeutet eine effektive Bejagung bis zum Ende des Jahres.

Trotz unserer Bemühungen haben auch wir noch Ecken, bzw. Tannengruppen in denen sehr viele Terminaltriebe verbissen sind. An anderen Stellen ist das Gros aber bereits aus dem Äser entwachsen und der Unterschied zwischen den geschützten Kontrollpflanzen und den ungeschützten ist nur gering.

Faktor Licht

Neben dem Wild der zweite entscheidende Faktor für den Erfolg der Tannen ist das verfügbare Licht. Die Weißtanne kann im Prinzip Halbschatten sehr gut ertragen. Allerdings ist das Problem von gepflanzten Tannen, dass sie in der Regel in der Sonne in der Baumschule erzogen wurden und dann in den schattigen Unterstand gepflanzt werden. Die Umstellung der Nadeln dauert bei der Tanne sehr lange und so verharrt sie mehrere Jahre in denen sie kaum wächst und somit lange in Verbisshöhe des Rehwilds bleibt.

Mittlerweile gibt es auch dank der Bemühungen der ANW mit der „Weißtannenoffensive“ zunehmend im Halbschatten erzogene Pflanzen aus der Baumschule, welche deutlich besser geeignet sein dürften.

Speziell bei uns im Revier hat sich in den letzten Jahren dazu noch ein gewisser Durchforstungsrückstand aufgebaut, da Sturm und Käfer bedingt nur noch Kalamitäten abgearbeitet wurden und dementsprechend Durchforstungen, die der Tanne mehr Licht verschafft hätten teilweise auf der Strecke blieben.

Ausblick

Die ersten Tannengruppen sind jetzt dem Äser entwachsen und haben auch einen guten Vorsprung vor der Naturverjüngung. Hier ist die Tanne also etabliert und braucht jetzt weniger Pflege. Auf anderen Flächen fehlt Licht und/ oder der passende Rehwildbestand, so dass hier noch einige Jahre länger intensiv nach geschaut werden muss.

Insgesamt ist die Weißtanne aber unserer Meinung nach eine absolut sinnvolle Mischbaumart für die Zukunft. Die Frage ist eher, ob es reicht die Samenbäume für die übernächste Generation im Revier verteilt zu pflegen, oder ob wir in Anbetracht der Sommer 2018 und 2019 nicht auch für die nächste Waldgeneration schon substantielle Tannenanteile brauchen. Müssen wir evtl. auf größerer Fläche aktiv Weißtannen einbringen, anstatt zum Großteil auf Naturverjüngung zu setzen, was zwangsläufig zu einem hohen Fichten und Buchen Anteill fürhren wird?

Noch haben wir da keine befriedigende Antwort drauf.

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